(„Nicaragua – Das Land des Wassers“)
Meine nächste Laufreise sollte nach Nicaragua gehen. Ehrlich gesagt, viel wusste ich nicht über mein neues Reiseziel. Aber ich hatte mir dieses Land ausgesucht, da ich den Marathon dort laufen wollte. Trotzdem holte ich mir einige Informationen über Nicaragua:
Nicaragua ist nicht nur „das Land des Wassers“. Es ist auch das Land der grünen Berge und Vulkane. Nicaragua ist das größte Land Zentralamerikas und kann in 3 geografische Hauptregionen unterteilt werden. Im pazifischen Küstenland liegen die wichtigen Städte León, Granada und die Hauptstadt Managua. Im zentralen Norden befindet sich das Hochland mit den Wirtschaftszentren Esteli, Jinotega und Matagalpa. Die dritte geografische Region ist das karibische Küstenland, auch Mosquito Coast oder Mosquita genannt. Am Pazifik ist es heiß. In den Bergen kann es, vor allem abends, kühl werden.
Die Nationalblume heißt Sacuanjoche. Der Nationalvogel ist der vielfarbige Guardabarranco, den man allerdings selten zu Gesicht bekommt.Trotz der weit verbreiteten Armut verfügt Nicaragua über ein reiches kulturelles Leben. Früher war Nicaragua 100% katholisch. Heute treten immer mehr Menschen in die evangelischen Freikirchen ein. Für die meisten Menschen in Nicaragua ist die Religion ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens. Immer mehr Kirchen wie die Baptisten oder die Pentecostales öffnen ihre Pforten.
Historisch wirkt bis heute der Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht Spanien. Die Nationalsprache Nicaraguas ist Spanisch. Leitungswasser gilt in Nicaragua als trinkbar. Hat man aber einen empfindlichen Magen, sollte man das Leitungswasser nur zum Zähneputzen benutzen! Vor der Reise nach Nicaragua werden folgende Impfungen empfohlen:
- Ø Cholera
- Ø Diphterie
- Ø Hepatitis A und B
- Ø Tetanus
- Ø Tollwut
- Ø Typhus
Bei einer Reise nach Nicaragua ist es angeraten, sich einer Malariaprophylaxe zu unterziehen. Wem die Nebenwirkungen bedenklich erscheinen, sollte wenigstens ein „stand by-Präparat“ mit sich führen.
Nach nur 4 Tagen Laufpause ging es am 11.07. 2013 im MUM- T-Shirt wieder auf Reise. „Stolz wie Oskar“ dieses T-Shirt tragen zu können, ließ ich mich um 3.45 Uhr mit einem Taxi zum Flughafen Hamburg bringen. So früh wollte ich Didi nun doch nicht aus dem Bett holen. Ein Kuss und dann ab zum Flughafen in Hamburg! Gegen 7.15 Uhr sollte der Flieger abheben und mich zunächst nach Paris bringen, wo ich mit den restlichen Läufern meiner Laufreisegruppe zusammentreffen sollte.
Von da ging der Flug weiter über Atlanta nach Managua. In Atlanta nahm ich telefonisch Kontakt mit meinem Schatz auf. „No phone!“ Ich wurde nett aber bestimmend daran erinnert, dass bei der Einreisekontrolle in die USA weder das Fotografieren, noch das Telefonieren erlaubt sei. Der anschließende Weiterflug nach Managua dauerte etwa 3 Stunden. Vom Flughafen in Managua fuhren wir in einem Kleinbus weiter nach Masaya. Wir Läufer hatten von dem Reisen jetzt genug und suchten zügig unsere Zimmer auf. Ich dagegen nahm über Internet wieder mal Kontakt mit Didi auf. Nach einem reichhaltigen Frühstück aus Rührei mit Schinken, Reis mit Bohnen, geschnittenem Obst und nicaraguanischem Kaffee konnten wir am nächsten Tag (12.07.2013) in Managua von der ehemaligen Olympiamarathonläuferin Xiomara Larius Toruna unsere Startunterlagen in Empfang nehmen.
Die Presse und das Fernsehen waren auch anwesend. Am Abend waren wir alle auf Sendung! Ich durfte die Fahne unseres Landes hochhalten! Welche Ehre!!! Am Vortag des Marathons (13.07.2013) empfing uns der Bürgermeister der Stadt Masaya! Heute sollte in Masaya ein Freundschaftslauf mit Kindern stattfinden.
Der Lauf war nur 1,1km lang und endete am „Marathon-Stein“, unser Zieleinlauf am Marathontag.
Stolz ließen die Kinder ihre Startnummer am T-Shirt festmachen! Mit Begeisterung liefen sie los. Ihre Eltern und der Bürgermeister klatschten Beifall. Ich war gerührt!
Nachdem wir Läufer uns frischgemacht hatten, standen einige Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten Managuas auf dem Programm. Im Baseballstadion der Stadt konnten wir ein begeistertes Publikum eines Baseballmatches erleben.
Wir besuchten auch eine Malschule für Straßenkinder. Die Bilder dieser Kinder waren farbenfroh und fröhlich. Außerdem erkannte ich als Läuferin in den Bildern den Zusammenhalt, den man beim Laufen braucht. Die Bilder machten auf mich einen enormen Eindruck.
Nach dem Besuch in der Malschule wurden wir auf den Berg Coyotepe gefahren. Von dort oben hatten wir einen wunderschönen Blick auf Masaya.
Der Nicaragua-Marathon am 14.07.2013
Am Marathontag frühstückten wir im Hotel in Masaya schon um 3.30 Uhr, da der Start am Semaforus, Puente el Eden in Managua um 6.00 Uhr stattfinden sollte. Das Thermometer zeigte dann über 20 Grad Celsius an. Die Luftfeuchtigkeit war morgens schon ziemlich hoch. Pünktlich erschienen wir am Start, der sich aber um etwa 10 – 15 Minuten verzögerte, da die einheimischen Läufer erst nach und nach eintrudelten und die Startschusspistole nicht gleich funktionierte!
Dann endlich „durften“ wir loslaufen. Ich hatte ziemlich schwere Beine. Na, wie war es mit dem Training zu Hause in Deutschland gewesen? – Die Laufstrecke führte u. a. über den Platz des Handels, die Brücke Salvador Allende, am Schrifsteller-Rondell, an der modernen Kathedrale Metropolitanea entlang, ehe sie hinaus in die exotische Landschaft einmündete und den Blick auf die Vulkane Momotombo und Santiago auf die Lagune Masaya und die Wälder des Ciotepe freigab. Nachdem es die ersten Kilometer etwas nieselte, wurde es bald zunehmend heißer und sehr anstrengend zu laufen. Ich hatte leider nicht ausreichend Energie, um während des Laufens zu fotografieren. Es war einfach zu heiß! Mit Powerwalking versuchte ich mehrmals streckenweise meinen Rücken zu schonen. Es war auch gut so! Streckenweise konnte ich aber auch wieder laufen!! Es befanden sich auf der Strecke keinerlei Hinweise, wo „es lang ging“, sodass, wie mir später erzählt wurde, eine Läuferin aus unserer Gruppe sich kurz nach dem Start verlief und nicht mehr wusste, wo sie war. Das Glück kehrte doch zu ihr zurück und sie konnte weiterlaufen! Trotz mangelnder Streckenmarkierung und Streckenposten, die kein Englisch sprachen, erreichte ich nach 06:00:15 Stunden mit einer deutschen Fahne in der Hand als letzte Läuferin das Ziel!
Im Ziel wurden alle Läufer mit Donuts, Bier und einer Medaille aus echtem Leder belohnt. Nach ein paar Minuten Regeneration konnte wir Läufer sogar bei der Siegerehrung tanzen! Am Abend wurde unsere Laufreisegruppe bei einem feierlichen Essen ein zweites Mal geehrt. Jetzt gab es eine schöne Urkunde, auf der die Laufzeit eingetragen war.
In den nächsten beiden Tagen schenkten wir der ehemaligen Hauptstadt León unsere Aufmerksamkeit. Wir besuchten u.a. die Kathedrale am Marktplatz und das Museum des Nationaldichters Ruben Dario. Auch quälten wir uns den Vulkan Cerro Negro hoch. Oben auf dem Krater angekommen konnten wir die unbeschreiblich schöne Landschaft genießen.
Am 17.07.2013 ging es über die Kontinente-Straße nach Granada. In einer Pferdekutsche erreichten wir den Nicaragua- See.
Die Fahrt mit dem Boot in die berühmten Isletas war ein großes Naturerlebnis zwischen Wasserpflanzen und Tierwelt!
Granada und der Vulkan Mumbacho waren am 18.07.2013 dran. Mit einem Allrad-Track fuhren wir durch die Kaffeeplantagen bis in 1300m Höhe an die Grenze des Nebelwaldes. Wir hatten „auf halber Höhe“ auch die Möglichkeit, einheimischen Kaffee zu kaufen.
Nicaragua war schon mehr als eine Reise wert! Man traf nur auf freundliche Menschen, lachende Kinder und friedliche Tiere. Die Menschen schienen zufrieden zu sein, mit dem was sie haben.
In den verbleibenden 2 – 3 Tagen unseres Aufenthaltes in Nicaragua besuchten wir u.a. verschiedene Wochenmärkte. Was es da alles gab!
Als ich den Fisch und das Fleisch dort sah, da war mir klar, dass ich von diesen Märkten nichts kaufen wollte! Außerdem herrschte ein unangenehmer Geruch! Dazwischen spielten Kinder und Hunde. Schweine liefen frei herum.
Es herrschte jedoch keine Hektik und es waren keine unfreundlichen Worte zu hören. Stattdessen wurde gelacht und die Ware mit lauter Stimme verkauft.
Die Familie spielt in Nicaragua eine große Rolle. Die Kinder sind sehr wichtig. Sie stehen im Mittelpunkt der Familie und sind der Stolz der Eltern! Man sieht keinen Kinderwagen; die kleinen Kinder werden getragen und sind so immer dabei.
Die darauffolgende Rundreise durch berühmte Städte wie Granada (eine architektonische Perle und älteste Kolonialstadt des lateinamerikanischen Kontinents) und León (frühere Hauptstadt Nicaraguas), Wanderungen und Ausflüge führten uns in die schönsten Regionen des Landes.
Höhepunkt meiner Reise war die Vulkaninsel Ometepe im Nicaragua-See.
Auf einer völlig überfüllten Fähre wurden wir wie Flüchtlinge nach Moyogalpa („Hauptstadt“ dieser Insel) gebracht. Die Insel Ometepe ist ein Gigant aus zwei Vulkanen (Concepción 1610m und Maderas 1304m).
Unsere Gruppe gönnte sich nach der Ankunft in Moyagalpa einen Spaziergang durch die Straße des Ortes.
Nach dem Mittagessen im Hotel unternahmen wir eine etwa dreistündige Wanderung in der Umgebung unseres Hotels. An einem der vielen Badestrände dieser Insel kühlten sich einige Gruppenmitglieder im Wasser ab.
Am vorletzten Tag (21.07.2013) ging die Fahrt mit dem Boot im Regen wieder zurück auf das Festland. Bald war nichts von Ometepe mit ihren Vulkanen zu sehen. Es ging weiter zu dem Vulkan Masaya, einem dampfenden Riesen, den wir besichtigen konnten!
In Managua erlebten wir an diesem letzten Abend in Nicaragua eine beeindruckende Folklorevorstellung, über die wir leider keine Zeit fanden zu sprechen, da wir am nächsten Morgen sehr früh den Rückflug antreten mussten.
Am Flughafen in Hamburg holte mich Didi ab. Ich freute mich so, ihn wiederzusehen und hatte natürlich viel zu erzählen!
Als ich zu Hause die Fotos meiner Nicaragua-Reise mir anschaute, war ich froh, wieder zu Hause zu sein, aber auch ein wenig traurig, dass diese schöne Reise so schnell zu Ende gegangen war.
Gunla Eberle 30.07.2013