Seilersee und Salinenlauf Bad Dürkheim

Ein außergewöhnliches Laufwochenende

(28.04.2012 – 01.05.2012)

Mein Mann Dietrich und ich starten am Samstag, dem 28.04.12 gegen 07.15 Uhr in Seevetal, um nach Iserlohn zu fahren. Was wir da wollen? Na, laufen! 24h laufen wir um den Seilersee! Das Wetter sieht vielversprechend aus. Der Samstag bietet Sonne und Wärme pur schon vor dem Start um 12.00 Uhr. Die Nacht ist dann von den Temperaturen her angenehmer. Am nächsten Tag ist es dann zum großen Teil bedeckt. Ich bin aber froh, dass die Sonne sich etwas im Hintergrund aufhält, bis wir die 24h voll haben.

Tja, keiner von uns ahnt, was wir noch für ein ereignisreiches Wochenende vor uns haben. Nach der Siegerehrung in Iserlohn brechen Dietrich und ich auf in Richtung Bad Dürkheim, um dort an dem 1. Salinenlauf teilzunehmen. Ich war ein wenig müde von dem 24er in Iserlohn. Habe ich mit den 84km doch etwas übertrieben? „Stell dich nicht so an!“, meint Dietrich. „Wenn du nicht mehr kannst, dann packst du dich ins Auto und ruhst dich da aus.“ Beruhigt hat mich während der Autofahrt von Iserlohn nach Bad Dürkheim der Gedanke, dass wir vor dieser 12 –stündigen Herausforderung eine Nacht im Gästehaus Walter Dehn in Bad Dürkheim / Ungstein ausschlafen können. Dietrich und ich finden dann nach einer durch die Wärme anstrengenden Fahrt schnell heraus, dass man am Abend im Restaurant „Zum Herrenberg“ gut essen und ein Glas pfälzischen Wein genießen kann.

Nach einer wohlverdienten Nachtruhe, die sich bis zum späten Montagvormittag hinzieht, gibt es ein ausgiebiges Frühstück, und anschließend muss die Ausrüstung im Auto sortiert werden. Am Nachmittag fahren wir dann nach Bad Dürkheim zur Saline, um die Laufstrecke abzugehen und eine Kleinigkeit zu essen. Anschließend ein Spaziergang durch die Bad Dürkheimer City. Dann am Wurstmarkt treffen wir Gabi. Die Sonne scheint und Gabi scheint ebenfalls zuversichtlich! Gegen 18.30 Uhr kann man dann die Startunterlagen für den nächtlichen Lauf abholen. Dagmar Liszewitz und Wolfgang Olbrich begrüßen uns. Wir freuen uns gemeinsam auf den Lauf. Da der Start erst um 21.00 Uhr ist, beschließen Dietrich und ich, noch einmal zurück nach Ungstein zu fahren und uns für den 12h Lauf bereitzumachen.

Der Start rückt immer näher! Komischerweise bin ich diesmal ziemlich aufgeregt. Warum, das weiß ich nicht. Es ist warm und schwül. Ist etwa Gewitter angesagt?

Gabi nimmt das Mikrofon in die Hand und begrüßt uns herzlich. Aber das Mikro will nicht so wie sie will und streikt dann nach einigen Minuten Ansage endgültig. Aber Gabi schafft die Ansage auch ohne Mikrofon ganz professionell! Nach den Begrüßungsworten des Bürgermeisters werden wir Läufer auf die Piste geschickt. Mann, habe ich schwere Beine! Vielleicht ist diese Art von „Doppeldecker“ doch eine Nummer zu groß für mich! Aber ich habe ja genug Optionen, nicht wahr? Nach 4 Runden à 776m um die Saline ist Gehen angesagt. Da geht es mir besser.

Die Rundenzählung für die über 70 Läufer ist im Schutz der Saline aufgebaut und funktioniert gut. Eine große Digitaluhr zeigt die zu laufende Restzeit an. Die Stimmung ist gut, auch in der Nacht ist es immer noch relativ warm, die Strecke ist gut ausgeleuchtet, durch Straßenbeleuchtung und zusätzliche Strahler entlang des unbefestigten Streckenabschnittes entlang der Baustelle.

Keiner hat so richtig mitbekommen, dass ziemlich dunkle Wolken aufgezogen sind. Ich verlasse die Strecke wie geplant um 24 Uhr und lege mich ins Auto zum Schlafen. Was dann auf der Strecke passiert, haben mir Dietrich und die anderen Läufer berichtet. Dietrich läuft so gegen 1:30 Uhr gerade die lange Gerade entlang der Saline, als er kleine Tropfen spürt. Aha, das am Reisig herunterrinnende Wasser stäubt ein bisschen? Aber… es waren die ersten Regentropfen. Kurze Zeit später regnet es dann „normal“, bis sich alle Schleusen öffnen und Dietrich den Eindruck hat, von Wassereimern überschüttet zu werden. Innerhalb von Sekunden ist er klatschnass. Am Zieldurchlauf ruft jemand: “Wir müssen kurz unterbrechen, Problem mit der Rundenzählung! Dietrich läuft weiter und ist jetzt der einzige Läufer auf der Strecke. Beim nächsten Umlauf fällt die Beleuchtung des Sandweges aus. Das Wasser steht knöcheltief, Blitze erhellen grell die Szenerie, im Ziel stehen alle PC´s unter Wasser, die Zähl-Gates und der Verpflegungsstand fliegt teilweise durch den Gewittersturm förmlich weg und Dietrich wird aufgefordert: „Du kannst aufhören, Rennabbruch, es gibt keine Zählung mehr!“ Dietrich, dickköpfig wie er ist, sagt etwas wie „Ich laufe weiter, das ist schließlich mein 700 M/U! Ich laufe ja für mich und nicht für die Zählung“. Nach so ca. einer Stunde sind alle restlos von der Strecke verschwunden und Dietrich kann nur mit den Leuten des Wachdienstes ab und an ein paar Worte wechseln. Irgendwann muss er beschlossen haben, bis 9:00 Uhr zu Ende zu laufen, zumal er sich „gut fühlte“. Jetzt regnete es noch ein Weilchen“ normal weiter“, allerdings bei starkem Wind. Ja, davon bekomme ich im Auto überhaupt nichts mit, außer, dass unser Wagen vom Sturm teils leicht anhob und viele Autos den Parkplatz verlassen, vielleicht kommen die aus der Disco, denke ich. Die Realität ereilt mich, als Dietrich so um 4 Uhr ans Auto kommt, um sich mal trockene Laufsachen zu gönnen und mir zu sagen: “Da ist keiner mehr, alle weg!“ Ich: “Wie, alle weg??“ Er erzählt kurz das Drama und bittet mich, ihm `was zu essen und zu trinken zu holen, er sei stundenlang ohne Verpflegung gelaufen, nur Wasser gibt es aus dem öffentlichen WC. Er ist selber schuld, denke ich, hole ihm dann aber ein großes belegtes Baguette und Kaffee von der nahen Tankstelle, nachdem ich einsehen muss, dass Dietrich weiterlaufen will. Ich will nämlich nicht ohne Zeitmessung laufen.

Uns wartenden Läufern ist es draußen bis in das Morgengrauen einfach zu nass und ungemütlich. Wir sitzen im Mercure Hotel und warten auf den Morgen und das versprochene Frühstück. Gegen 06.30Uhr taucht ein einsamer Läufer auf dem Parkplatz auf. Er schaut sich um, als ob er jemanden sucht. Ich renne aus dem Hotel und kläre ihn auf: Michael, Dietrich ist noch unterwegs! Du kannst ihn noch einholen und mit ihm laufen, wenn du willst!“ Der schnelle Michael schafft es dann auch.

Die letzten Runden und Stunden laufen Michael und Dietrich plaudernd und locker gemeinsam zu Ende. Als die beiden Ultraläufer gegen 09.00Uhr bei strahlender Sonne und inzwischen stahlblauem Himmel das Ziel erreichen, werden sie mit einer La Ola Welle des Empfangskomitees gefeiert. Ein Reporter der Lokalzeitung und Vertreter des Salinenfördervereins waren mit dabei.

Dieses außergewöhnliche Event endete dann im Hotelgarten beim gemeinsamen Frühstück und trotzdem guter Laune aller noch Anwesenden. Gabi Gründling ist zu danken dafür, dass sie auch unter diesen besonderen Umständen alles vorbildlich über die Bühne gebracht hat. Für das nächste Mal ist ausdrücklich ein planmäßiger Ablauf vorgesehen, mit Petrus wird schon verhandelt!

(Gunla Eberle)